Emma, das Huhn

Es war einmal ein Huhn. Es war ein ganz gewöhnliches Haushuhn und lebte mit mehreren Hühnern in einem Hünerstall.
Ein außenstehender Betrachter hätte nichts an diesem Huhn bemerken können, wodurch es sich von den anderen, insgesamt 34 Hühnern des Hühnerstalls unterschied. Emma, so war sein Name, war jedoch ein äußerst trauriges Huhn. Der Grund seiner übergroßen Traurigkeit war, dass Emma sich durch eine Besonderheit von den anderen Hühnern unterschied. Das arme Huhn konnte kein Ei legen.
Jeden Morgen, wenn die ersten Hennen ihre Eiablageplätze aufsuchten, suchte auch Emma einen Platz auf, in der Hoffnung, doch endlich an diesem Tag ein Ei legen zu können. Die Auswahl des Platzes erforderte große Umsichtigkeit und überlegung, so dass Emma manchmal zuerst einen Platz aufsuchte, um an diesem über den besten Platz zum Eilegen nachzudenken. Ja, zuweilen geschah es, dass Emma zuerst einen Platz aufsuchte, an dem sie über einen anderen Platz zum Nachdenken über den geeigneten Platz zum Eilegen nachdenken konnte.
Wir sehen aus diesem Verhalten, dass Emma ein sehr gewissenhaftes Huhn war, dass seine Aufgabe, ein Ei zu legen, sehr ernst nahm. An manchen Tagen dauerten die Vorbereitungen so lange, dass der Abend nahte, ohne dass sich auch nur ein Platz zum Nachdenken gefunden hätte. Emma konnte jedoch auch so einen Tag als erfüllten Tag ansehen und sich abends mit Befriedigung auf ihre Sprosse zurückziehen, wenn sie sich nur den ganzen Tag auf das heftigste abbemüht hatte, sei es auch nur mit Nachdenken, selbst wenn sie dabei den Hühnerstall den ganzen Tag nicht verlassen hatte.
Oft hatte sie nicht einmal Zeit, ihre Mahlzeiten einzunehmen und war daher viel magerer als ihre Gefährtinnen. Dieser Umstand war es auch, der Emma vor dem Weg in die Bratpfanne bewahrte. Man schrieb die Tatsache, dass sie nie ein Ei legte ihrer großen Jugend zu, zu welcher Fesstellung man wieder auf Grund ihrer großen Magerkeit kam. Emma wusste dies und sie wusste auch, dass sie ihre Magerkeit nicht für immer vor der Bratpfanne bewahren würde. Und dieses Wissen war für Emma eine große Belastung und die drohende Sorge, bevor sie ihr erstes Ei gelegt haben würde, geschlachtet zu werden, verdüsterte ihr Gemüht.
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