Geschenk für's Gefängnis
Nachdem ich nun alle meine Würfelspiele eingepackt hatte und
feststellen musste, dass ungefähr 50 Spiele nicht ganz einwandfrei
waren, - die Augengröße war nicht gleich bzw. das Holz war nicht
schön.
Es stellte sich die Frage: "Was tun mit ihnen?"
Zum Verkauf - ich hätte sie natürlich billiger hergeben können -
hatte ich keine Lust, wegwerfen wollte ich sie auch nicht, man konnte
ja noch mit ihnen spielen. also verschenken, aber wem? Kindergärten
kamen nicht in Frage, dazu sind die Spiele zu schwierig. Es setzte
sich der Gedanke fest, sie den Gefangenen zukommen zu lassen.
Ich rief an. Nach endlosen Verbindungen landete ich schließlich in
der Direktion des Gefängnisses. Ich solle vorbeikommen, hieß es, sie
wollen es sich einmal anschauen. Pokerwürfel seien verboten, wie auch
alle anderen arten von Glücksspielen.
So machte ich mich mit 40 Spielen auf den Weg ins Gefangenenhaus und
kam endlich, nach Legitimierung und Wunschvorbringung, in die
Direktion. Der entsprechende Herr war natürlich gerade unterwegs, ich
müsse im Gang warten. Er kam.
"Und Sie wollen die Spiele wirklich verschenken, nicht verkaufen?
auch nicht irgend etwas anderes verkaufen?"
"Ich will sie wirklich verschenken und möchte, dass auch mit ihnen
gespielt wird!"
"Ja eigentlich ist dafür die Verwaltung zuständig, gehen Sie in die
Verwaltung, im Parterre, Zimmer 7, ich rufe unten an und sage, dass
Sie kommen."
So lief ich also die Stiege wieder hinunter, den langen Flur entlang
bis zum Zimmer 7. Dort reichte man mich von einem zum anderen,
niemand wußte etwas mit mir und meinen Würfelspielen anzufangen. "Ja,
ich will sie verschenken!" war meine oft wiederholte antwort.
"Wir können aber gar nicht beurteilen, ob diese Spiele für unsere
Gefangenen überhaupt gut sind, da müssen Sie zuersteinmal zu unserem
Gefängnispsychologen, Herrn Klammer, im dritten Stock, Zimmernummer
weiß ich nicht, da müssen Sie sich durchfragen, aber ich werde ihn
anrufen und sagen, dass Sie kommen."
Ich also hinauf in den dritten Stock, mit Herrn Klammer und einer
anwesenden Sozialarbeiterin - der ich anschließend gleich ein Spiel
verkaufte - vier meiner Spiele durchgespielt. Sie wurden als geeignet
empfunden.
"Wollen wir es einzelnen Insassen schenken oder dem Gefängnisinventar
zukommen lassen?" Ich überließ schließlich meine Spiele dem
Sozialdienst, in der Hoffnung, dass sie so wenigstens in die Hände
der Gefangenen gelangen. Da liegen sie noch heute, wegen
Entscheidungsschwierigkeiten, hieß es.
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