Seibersdorf
Im Forschungszentrum Seibersdorf war ich auch ein Jahr tätig, ich
bekam ein Forschungsstipendium. Das war der größte Kindergarten
Österreichs. "Untersuchungen von Spurenelementen in der DNA mit
Hilfe der Neutronenaktivierungsanalyse" war mein Thema.
Ich lernte, wie man Mäuse fachgerecht umbringt, um aus der Leber mit
Hilfe von Ultrazentrifugen und Lyophilisieren deren DNA zu
extrahieren.
Ich sah rote, grüne und blaue Hunde, in deren Kot wurde nach Spuren
der Haarfärbemittel gesucht.
"Herr Winkelmann, kein Mensch kennt Sie, was machen Sie hier?" hörte
ich einmal, als ich in einem Labor arbeitete.
Ich machte den Vorschlag für folgende Versuchsreihe: Man gebe den
Ratten gleiches Futter, doch man bestrahle sie mit verschiedenen
Dosen, dann schaue man nach, ob und wie sich die verschiedenen
Spurenelemente in der DNA einbauen.
Diese Idee wurde mit einer fadenscheinigen Begründung abgelehnt, und
so verbrachte ich die größte Zeit meiner Anwesenheit mit dem
Literaturstudium oder mit Schachspielen.
Nachdem ich einen Artikel über Pflanzenwachstum gelesen hatte,
beschloss ich, ein Experiment durchzuführen:
Ich suchte mir eine geeignete Pflanze, das sollte eine sein, die
durch das untere Loch eines Blumentopfes passte. Sie war schnell
gefunden und ich stopfte sie durch das Loch, schüttete oben Erde
drauf und goss sie. So verkehrt eingetopft hängte ich sie dicht
unter die Decke des Zimmers und beleuchtete sie von unten. Würde sie
sich nach oben wenden (Schwerkraft-Orientierung) oder nach unten zum
Licht hin wachsen?
Sie wuchs nach oben. Einmal kam ein Biologiestudent zu mir und
erzählte mir, dass er gerne eine seiner Zellkulturen fotografieren
wolle, doch die Dame, die das Mikroskop bediente, hatte gerade keine
Zeit. Er bat sie, ihm doch die paar Handgriffe zu erklären, damit er
selber die Fotos schießen könne. Doch sie antwortete, dass das nicht
gehe, weil sie die einzige sein möchte, die dieses Gerät bedienen
kann.
Kurz vor Ablauf meiner Anwesenheit meinte die nicht sehr freundliche
Sekretärin, ich solle meinen Jahresbericht abgeben. Ich erklärte ihr,
dass ich, nachdem mir mein Versuch nicht gestattet wurde, nichts
gemacht habe, und eigentlich sei das die Arbeit einer Sekretärin, sie
solle ihn abfassen und ich werde ihn dann unterschreiben. Mehrmals
erinnerte ich sie daran, doch nichts geschah.
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Dienstlicher Befehl
Einen Monat lang war ich in Texas, Reifen testen. Das war das
Schlaraffenland für mich, da lagen die Klapperschlangen auf den
Straßen, man brauchte sie nur einzusammeln.
Der geeignete Transportbehälter für diese Tiere sind Säcke, diese
sind weich und luftdurchlässig. Aber woher soviel Säcke nehmen?
Schnüre, mit denen man die Säcke zubindet, waren schnell gefunden,
die Säcke auch: Ich verwendete die Kopfkissenüberzüge des Hotels
dafür. Die Putzfrau wird sich wohl gewundert haben, dass fast jeden
Morgen das Kissen unüberzogen war. Denn wenn es Nacht war, brauchte
man nur mit dem Auto über die asphaltierten Straßen zu fahren und die
Augen offen zu halten, im Scheinwerferlicht des Wagens ließen sich
die Schlangen leicht handhaben.
Der Großversuch in den USA erforderte auch eine durchgehende
Betreuung und so wurde zehn Tage vor meiner Abreise ein mir
unterstellter Testfahrer zur Einschulung und Erörterung der bereits
erhaltenen Messdaten eingeflogen. Dieser Kollege, ein Zweimeterriese,
fragte mich eines Tages, was ich so am Abend mache.
Ich nahm ihn mit auf eine Tour. Das erste Reptil war eher klein, das
ich einsackte und interessiert schaute mein Begleiter dieser
Fangaktion zu. Bei der zweiten und dritten schien er immer noch
begeistert. Bei der fünften allerdings schienen erste Bedenken
aufzutauchen, als ich ihn bat, den Sack aufzuhalten, klapperte es
doch am Boden des Sacks schon sehr massiv, es wurde ihm wohl schon
etwas unheimlich, ja, er verweigerte, meinem Wunsch Folge zu leisten.
Doch mit dem Satz: "Das ist ein dienstlicher Befehl!" fand auch dieses
Reptil den Weg in den Sack.
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